Gin und Django

Bisher Unveröffentlicht!

Ein epochales Meisterwerk der Tier-Liebeslied-Dichtekunst!
Erzählt wird die Geschichte der abgehalfterten Ratte Django und der gefangenen Wüstenspringmaus Gin. Er ist ein desillusionierter alter Rattenmann, der in einem alten Kühlschrank im Hinterhof einer Zoohandlung vor sich hin vegetiert und eigentlich nichts mehr vom Leben erwartet. Wäre da nicht die zarte Liebe zur unbedarften Gin, die ihr Dasein in einem Gemeinschaftskäfig in eben jener Zoohandlung fristet und von der Freiheit nicht viel mehr als den Namen kennt, wer weiß, ob er sich nicht schon längst aufgegeben hätte.
Doch sie können niemals wirklich zusammenkommen und das Leben teilen, die kalte Gitterwand von Gins Käfig verhindert dies. Ob ihre Liebe wirklich eine Chance hätte, sollte es Gin jemals gelingen, aus dem Käfig auszubrechen, steht als düsterer Schatten des Zweifels stets im Hintergrund.

[Secke]

Gin und Django

(Musik: Owald, Hans; Text: Hans, Owald, Secke)

Django war ausrangiert wie der alte Kühlschrank, in dessen Gemüsefach er wohnte. Genau wie Djangos Leben war das Gemüsefach leer bis auf das liederliche Knäuel Fell, das er selbst darstellte.
Seine Laune war ihm zusammen mit dem immer gleichen Frühstück von gestern abend im Kampf drei gegen einen von Halbstarken abgejagt worden. Was blieb, waren romantische Träumereien, beschmutzt durch gelegentliche obszöne Einwürfe seines widerlichen Naturells: Django war Ratte durch und durch.

Tiefe Blicke, bis hinab ins Herz
Ein Gitter trennt Welten -- Seelenschmerz
Gin und Django wollen nichts mehr als ihr Leben
Noch einmal beginnen -- zusammen

Gin kauerte lustlos am Boden ihres goldenen Hamsterrades und beobachtete die Kunden des Zoogeschäftes, die nun schon den dritten Sack Katzenstreu in ihren hellgrünen Passat Kombi schleppten.
Sie war es leid, sich ihr Haus mit arroganten Meerschweinchen zu teilen, die sich den ganzen Tag ihre Rosetten kämmten und von neuen Salzlecksteinmoden sprachen. Die Langeweile troff ihr schwer wie Wachs aus den großen Ohren, die sie als Wüstenspringmaus auswiesen.

Tiefe Blicke, bis hinab ins Herz
Ein Gitter trennt Welten -- Seelenschmerz
Gin und Django wollen nichts mehr als ihr Leben
Noch einmal beginnen -- zusammen

Wie jeden Abend nach Ladenschluß saß Django vor Gins Käfig und erzählte ihr süße Lügen über die Freiheit.
Wenn er sie zum Lachen brachte, war ihm, als huschte ein Hauch von Sinn durch sein verkorkstes Leben, und er vermochte, wenigstens bis zum Morgen, wieder an seine alten Ideale zu glauben.
Wenn er ihr vom Wind, den sie nie gespürt hatte, und von der Sonne, die sie nur durchs Fenster sah, erzählte, dann flog sie auf den Flügeln der Vorstellung und war, wenigstens für die Nacht, glücklich.

Tiefe Blicke, bis hinab ins Herz
Ein Gitter trennt Welten -- Seelenschmerz
Gin und Django wollen nichts mehr als ihr Leben
Noch einmal beginnen -- zusammen